Gemüseland Tirol – 4LWE

Am 25. 05. 2022 besuchte die 4LWE der Fachrichtung „Landwirtschaft und Ernährung“ mit Ing.in Maria Raitmair das „Gemüseland Tirol“ in Hall.

Zum Start erfuhren wir bei einer Präsentation viel über das Gesamtareal, zu den wirtschaftlichen Überlegungen, die zur Gründung führten, und die daraus resultierenden Maßnahmen. Die fünf Gemüsebauern Andreas Giner, Andreas Norz, Christof Appler, Walter Plank und Stefan Müssigang aus Thaur und Rum verbündeten sich 2013 und erstanden das Areal der alten Kaserne. Mit innovativen Ideen und neuen Betriebszweigen entwickelten sie die modernste Gemüsebaulogistik Westösterreichs.

Im Fokus stehen folgende Ziele:

  • Produktion regionaler Top-Qualität
  • Erhöhung der Produktvielfalt durch Zusammenarbeit spezialisierter Betriebe
  • Steigerung des Anteils an Convenience-Produkten, die vom Handel und der Gastronomie gefordert werden
  • Formulierung und Einhaltung strenger Hygienestandards
  • Definition neuer Maßstäbe für Verarbeitung und Logistik
  • Optimierung der Prozesse und Synergien (gemeinsame Tankstelle, Werkstätten, …)

Neben dem Schwerpunkt Gemüse sind andere Betriebe, wie die „Alpengarnelen“, die „Brotschmiede“ und viele mehr am Areal angesiedelt. Um dieses umfangreiche Projekt zu starten, wurden die alten Kasernengebäude erhalten, aufwendig renoviert und durch Zubauten zum aktuellen „Gemüseland Tirol“ erweitert.

Bio-Champignon-Pilzzucht-Anlage

Walter Plank präsentierte uns seine Bio-Champignon-Pilzzucht-Anlage. Derzeit werden an insgesamt drei Standorten in 24 Zuchträumen 90 % der österreichischen Bio-Pilze produziert. Kultiviert werden diese auf kompostiertem Hühnermist, gemischt mit Stroh und Gips (zur Regulierung des pH-Wertes) sowie einer dünnen Deckschicht aus Schwarztorf. Die Pilze haben eine Kulturdauer von ungefähr fünf Wochen und werden von Hand geerntet. Es sind Temperatur-, Feuchtigkeits-, Wärme- und CO2-Sensoren in jedem Zuchtraum integriert, um die Wachstumsbedingungen exakt zu steuern. Zuerst breitet sich das Pilzmyzelium im beimpften Substrat vegetativ aus und darauf folgt die generative Phase mit der Bildung von Pilzfruchtkörpern, die als braune Champignons verkauft werden. Fun Fact: Der Fruchtkörper eines Pilzes verdoppelt seine Größe binnen 24 Stunden. Deshalb muss 365 Tage im Jahr die Pilzzucht überwacht und bei Bedarf geerntet werden.

Die Bio-Pilze werden an verschiedene Lebensmitteleinzelhändler abgesetzt, darunter die Rewe-Group, Spar, Hofer, Lidl und M-Preis. Die regionale Pilzproduktion ist immer mehr in den Fokus gerückt und die ausgezeichnete Qualität wird von den Kunden sehr gut angenommen.

Als ein Beispiel der Gemeinschaftsnutzung im riesigen Maschinenpark zeigte uns Herr Plank die größte, vollautomatisierte Karottensortieranlage mit optischer Verlesetechnik.

Alpengarnelen

Als nächste Station bekamen wir Einblick in den Betrieb der Alpengarnelen, der von Daniel Flock und Markus Schreiner gegründet wurde. Die Farm ist eine „Indoor-Aquafarm“, die 1.300 m2 auf zwei Stockwerke umfasst. Die Becken befinden sich im Inneren des Gebäudes, um unter anderem unerwünschte Umwelteinflüsse auszuschalten.

Die Alpengarnelen stehen für eine antibiotikafreie und regionale Aufzucht und erlangen somit höchste Qualität. Die „White Tiger Garnele“ zeichnet sich durch ihren einzigartigen süßlich-nussigen Geschmack und die knackige Konsistenz aus. Die Garnelenlarven reifen innerhalb von fünf bis sechs Monaten zu 25 cm langen und 22 bis 25 g schwere Tiere heran und sind somit bereit zum Verkauf.

Das Motto bei den Alpengarnelen lautet: „Qualität vor Quantität“. Dies zeigt sich in der stressfreien Aufzucht (lange Fühler, glasiger Panzer) sowie den Verzicht auf Medikamente oder Pestizide.

Giner Gastroservice

Nach der Mittagspause empfing uns Andreas Giner und erzählte uns zu Beginn Allgemeines über den Betrieb „Giner Gastroservice“. Aus einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb entstand ein großer Gemüseanbaubetrieb, der von seinem Bruder geführt wird. Andreas Giner ist der „Verarbeiter und Händler“, wie er sagte.

Wir gingen in die Kühlräume, wo beinahe alles an Obst- und Gemüsesorten – aus der Region und aus aller Welt – lagert. Herr Giner erzählte uns viele interessante Details zur Auslieferung an verschiedenste Tiroler Betriebe, die „Gustl`s“ (Selbstbedienungsläden) und zu den neuen „Kochkistln“, die im Online-Shop angeboten werden.

Zudem erläuterte er uns die Problematik zwischen Handel und Konsumentinnen und Konsumenten, auch in Bezug auf die Umwelt und Lebensmittelsicherheit. Doch trotz allem wird versucht, regionale Produkte anzubieten und Produkte, die nicht heimisch sind, möglichst nachhaltig zu importieren.

Zum Schluss durften wir noch einen kurzen Blick in die Produktion werfen, wo alle betriebseigenen und vorgefertigten Convenience-Produkte hergestellt werden.

So ging ein sehr interessanter und inputreicher Exkursionstag zu Ende und wir wurden ins lange Wochenende entlassen.

Herzlichen Dank Frau Raitmair für die Organisation und den engagierten Betriebsführern im Gemüseland Tirol für die informativen Betriebsbesichtigungen.

Veröffentlicht am 25.05.2022