Fachschule und Aufbaulehrgang - eine Erfolgsstory

Die neu errichtete HBLFA Tirol am neuen Standort in Rotholz vereint Schule (mit angeschlossenem, freiwilligem Internat) und Forschung. Das Beste beider Welten steht den Schülerinnen und Schülern aus nah und fern zur Verfügung.

Die heurigen Maturantinnen und Maturanten kommen aus Deutschland, Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und Tirol. Sie haben sich für die HBLFA Tirol entschieden, weil sie besonderes Interesse an Lebensmittel, Landwirtschaft, Ernährung, Natur und Naturwissenschaften haben und ihnen mit der Reife- und Diplomprüfung viele Wege offenstehen: Studium, Berufseinstieg und Selbständigkeit.

Die Schülerinnen und Schüler sowie die Absolventinnen und Absolventen der HBLFA Tirol schätzen die gelebte Gemeinschaft, das gute Schulklima, die abwechslungsreiche, ausgezeichnete Kombination aus Theorie und Praxis, die überdurchschnittlich gute Ausstattung der HBLFA Tirol mit Laboren, Unterrichtsräumen, im Internat aber auch die Freizeit- bzw. Sportmöglichkeiten, das ausgewogene Verhältnis von Burschen und Mädchen, das engagierte Lehrerteam, die Möglichkeit an Zusatzausbildungen (Käsekenner, Tiertransportschein, Pflanzenschutzzertifikat, …), Exkursionen zu Fachbetrieben in In- und Ausland, und allem voran die aktuellen und praxisnahen Lerninhalte. An der HBFLA Tirol entstehen Freundschaften fürs Leben und Schülerinnen und Schüler bilden Netzwerke, die auch lange nach der Schule fortbestehen.

Die Ausbildung in allen Fachrichtungen an der HBLFA Tirol wird durch Pflichtpraktika in den Sommermonaten ergänzt. Gerne nützen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit auch ein ERASMUS+-gefördertes Praktikum im (englischsprachigen) Ausland zu absolvieren.

Eine Maturantin der Abschlussklasse des Aufbaulehrgangs von heuer ist Elena Riess.

Spezialpraxis auf der Hochkaseralm in Taxenbach, Salzburg

Elena hat ihr letztes Spezialpraktikum als „Jungsennerin“ nicht im Ausland sondern auf der 95 ha großen Hochkaseralm in Taxenbach im Nationalpark Hohe Tauern auf 1684 m Seehöhe, die zum Donisgut von Familie Schaupper gehört, angetreten. Der Bio-Betrieb ist Mitglied beim Salzburger Rinderzuchtverband und liefert die Milch an die „Pinzgau Milch“. In den Sommermonaten werden alle drei Tage rund 600 Liter Milch der Hochkaseralm in der neu errichteten Almkäserei zu Schnitt-, Berg-, Alm- und Frischkäse weiterverarbeitet. Pro Almsommer werden so 20.000 bis 22.000 Liter Kuhmilch veredelt.

Elena Riess war unter anderem für die Herstellung, die Verpackung und den Verkauf der Süßrahmbutter zuständig. Die Grundfertigkeiten aber auch das Knowhow um die Käseproduktion erlernte sie an der Landwirtschaftlichen Fachschule Bruck an der Glocknerstraße und im Aufbaulehrgang an der HBLFA Tirol. Ihre Zusatzausbildung „Diplomierte Käsekennerin Österreichs“ absolvierte sie mit gutem Erfolg.

Im Sommer 2021 entwickelte Jungbauer Lorenz Schaupper (der bei seinem Praktikum auf der Holzalm – Kasalm in der Niederau – Wildschönau seine Leidenschaft für Käse entdeckte) mit ihr eine neue Käsesorte: die eingelegten Frischkäsewürfeln. In der Hofkäserei wurde am Frischkäse getüftelt, verkostet und nachjustiert. Und dann ging der neue Käse in Produktion. Elena kreierte dabei die Öl-Marinade, designte und produzierte die Etiketten und kalkulierte den Verkaufspreis. Über den neuen Kühlschrank auf der Sonnenterrasse konnten die überwiegend einheimischen Gäste aus dem Pinz- und Pongau alle Erzeugnisse der Hochkaseralm käuflich erwerben und zuhause im Tal genießen.

Frühstück, Mittagessen und Abendessen kochen, Brot und Kuchen backen, Marmeladen und Fruchtsäfte herstellen, die gesamte Alm reinigen und im Service die Gäste bewirten, waren weitere Aufgaben von Elena. An einem Regentag stellte sie rund 500 Kaspress- und Leberknödeln her. HACCP-konformes Arbeiten war dabei sehr wichtig.

Auch das Arbeiten mit den Tieren gehörte zu ihren Aufgaben: die Kühe von der Weide holen, mit der Rohrmelkanlage melken, die Schweine mit der Molke der Almkäserei füttern, ... Sie versorgte das Jungvieh, die Kälber und schaute auf die Pferde und Ziegen der Bauern aus der Umgebung, die auch auf der Alm waren.

Ein arbeits- aber auch lehrreicher Almsommer bereitete Elena auf das herausfordernde Abschlussjahr an der HBLFA Tirol vor. Aber ein wärmender Sonnenuntergang, genossen auf der Terrasse und ein kleines Kätzchen zum Streicheln am Schoß sind eine schöne Belohnung für sehr lange, arbeitsintensive Tage.

Diplomarbeit

Teil der Reife- und Diplomprüfung an der HBLFA Tirol ist die Diplomarbeit. Elena Riess beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit tausenden Larven des Mehlkäfers, den sogenannten Mehlwürmern. Das Thema „Entomophagie und die Akzeptanz von Insekten in der menschlichen Ernährung mit besonderem Augenmerk auf ökologische Aspekte“ wird von ihr erarbeitet.

Entomophagie beim Menschen, also der Verzehr von für Menschen essbaren Insekten, gibt es in vielen Teilen der Welt (Kulturen in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika). In westlich geprägten Kulturen ist sie eine Randerscheinung und wird – aufgrund eines hier verbreiteten Nahrungstabus – häufig mit Ablehnung bis hin zu Ekelgefühlen betrachtet. Es gibt jedoch Bestrebungen, u. a. zur Verkleinerung des Ökologischen Fußabdruckes, Speiseinsekten auch auf den Speiseplan von Europäern zu bringen.

Mehlwürmer können Fleisch ersetzen, denn der durchschnittliche Proteinanteil von gefriergetrockneten Mehlwürmern liegt bei 50,9 %. Rindfleisch hat 22,8 %, Schweine- und Hühnerfleisch besteht durchschnittlich aus 22,3 % Protein.

Mehlwürmer sind klimafreundlicher, weil sie wesentlich weniger Wasser verbrauchen, genauso wie Futter. Und sie sind vor allem noch sehr platzsparend, weil man sie im Gegensatz zu z. B. Schweinen stapeln kann.

Elena Riess beschäftigt sich unter anderem damit, ob Menschen mehr Insekten essen sollten. Gefriergetrocknete Mehlwürmer können unter anderem zermahlen, mit der Grundlage Erbsenmehl und den anderen Zutaten vermischt zu Patties geformt, gebraten und genossen werden. Der Geschmack dieser „Burger“ ist dann nussig. Sind also Insekten eine klimafreundliche Alternative für die Ernährung der Menschen?

Lebensmittel- und Biotechnologie

Mit ihrer Fragestellung und ihrem Praktikum wäre Elena auch in der neuen Fachrichtung „Lebensmittel- und Biotechnologie“ an der HBLFA Tirol gut aufgehoben gewesen. Den Zweig gab es damals aber noch nicht. Am neuen Schulstandort werden hier besonders an Naturwissenschaften und Lebensmitteln interessierte Schülerinnen und Schüler in modernen Laboren von Spezialisten ihres Faches unterrichtet.

Sie lernen Lebensmittel herzustellen, Lebensmittel zu untersuchen und neue Produkte zu entwickeln. Der Zweig „Lebensmittel- und Biotechnologie“ vereint die Theorie besonders gut mit der Praxis. Die Lebensmittel werden nicht erst fertig am Teller liegend betrachtet, oder wenn sie an die Konsumenten verkauft werden, sondern der gesamte Weg von der Urproduktion bis zum verkaufsfähigen Produkt steht im Focus.

Schwerpunkte sind die Lebensmittelherstellung, die Produktentwicklung und die Analytik dazu. Die Sensorik ist wichtig, damit den Konsumentinnen und Konsumenten ein ansprechendes Produkt angeboten werden kann. Es soll schmecken und gut aussehen. HACCP-konformes Arbeiten ist dabei in allen Bereichen sehr wichtig.

Wege nach der Matura

Absolventinnen und Absolventen der HBLFA Tirol haben sehr gute Berufsaussichten – vielfältig wie die Talente und Interessen der Schülerinnen und Schüler. Sie arbeiten in der Lebensmittelherstellung, der Entwicklung, im Controlling, in der Qualitätssicherung und auch in der Chemie- und Pharmaindustrie. Sie gründen innovative Unternehmen oder übernehmen einen landwirtschaftlichen Betrieb. Und wenn sie dort neue, innovative Produkte aus Milch für die Direktvermarktung kreieren, dann ist die „Forschung & Service“-Abteilung der HBLFA Tirol der ideale Ansprechpartner.

Ob Elena Riess ein Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien, eine Lehre im milchwirtschaftlichen Bereich oder die Arbeit in einem Unternehmen nach der Matura anschließt, ist noch nicht fix. Fix ist, dass sie dem landwirtschaftlichen Bereich treu bleiben möchte und dass ihr mit der Reife- und Diplomprüfung an der HBLFA Tirol viele Wege offenstehen.

Veröffentlicht am 27.01.2022